Ab in die Rockys

Wir schreiben Freitag. Um 5.30 Uhr sind wir hellwach und gefährlich. Trifft sich gut, dann kommen wir früh los. Heute führt uns der Weg von Denver in den Rocky Mountains Nationalpark und wieder zurück auf die Interstate 25, die wir in Richtung Norden fahren entlang des krassen Bergzuges. Auf der Interstate 25 in Richtung Norden nach Cheyenne. In der Lobbay den schon abgebildetes Kaffee getrunken und ab ins Auto. Ich musste erst mal aller ein bisschen herrichten. Jeder Handgriff muss sitzen wenn man tausende Meilen auf dem Beifahrerstitz eines Autos verbringt. Die Rückbank ist in zwei Teile aufgeteilt. Der Raum hinter dem Fahrer gehört dem Fahrer und der hinter der Beifahrerin mir. Jeder ist für die Ordnung selber zuständig. So die Theorie. Wir fahren Richtung Boulder, berühmt durch die University of Colorado. Da wollten wir eigentlich einen Stop einlegen, haben uns aber dagegen entschieden. Beim Durchfahren hatte ich es schon bereut. Wunderschön dort, aber morgens vor neun Uhr ist da auch nicht soo viel los. Der Weg führte uns Dan den Flat Irons vorbei- ein schöner Gebirgszug.


Über den Estes Park kommt man dann in den Rocky Mountains NP. Eine Krise brach los, weil ich den Annual Pass, also die Eintrittskarte für alle Nationalparks der USA, nicht finden konnte. Sämtliche Unterlagen auf Reisen werden in einer Mappe von A nach B bewegt. Da ist alles drin. Alles! Nur den Annual Pass finde ich nicht. Auto auf links gedreht. Dann fand ihn der Gatte auf Seite 9 meines Reisepasses. War da wohl so reingerutscht. Wir passieren früh und mit wenigen Mitreisenden den Eingang. Natürlich nicht ohne ein Bild zu machen.


In der Hörzu der 80er Jahre gab es auf der letzten Seite immer ein Suchbild. Eine kleine Maus war in einem Bild versteckt. Was oder wer versteckt sich auf diesem Bild? Natürgemäß windet sich die Straße durch die Berge und Schluchten. Unser Ziel ist das Alpin Visitor Center. Die Straße dorthin ist die einige so weit nach oben führende asphaltierte Bergstraße der USA. Sehr komfortabel. Wir halten immer mal an und sehen uns das atemberaubende Ranopama an. Atemberaubend in doppelter Bedeutung, denn die Luft wird immer dünner. Zeit für ein Bild mit meiner neuen 360 Grad Kamera. Ich schraube sie auf das eigens für sie angeschaffte Stativ und drapiere sie in die Landschaft. Beim zurückgehen zum Auto, wo ich sie auslösen will, höre ich ein hässliches Geräusch. Ich hatte die Rechnung ohne den Wind gemacht. Sie ist schlicht um, und auf eine ihrer Linsen auf den so hoch führenden Asphalt gefallen. Mich durchfahren unterschiedlich heftige Emotionen, auf die ich hier aus Rücksicht auf den Leser und die Leserin nicht weiter eingehen möchte. Schaden? Ein übler Kratzer, den man natürlich auf den Bilder sieht, aber ansonsten nicht weiter beschädigt. Ich möchte nicht weiter darüber reden. Langsam kommen wir höher als die Baumgrenze es hergibt und die Berge verwandeln sich in eine Tundra wie man sie sonst in der Arktis oder Kanada findet. 

 

Kühler ist es geworden und Schnee liegt auch noch und schmilzt vor sich hin. Am Visitor Center angekommen ist es wahnsinnig voll und wir entscheiden wieder zurück zu fahren. Eigentlich gibt es einen Rundweg, aber ein Teil davon ist erst ab Juli wegen des Schnees wieder befahrbar. Ich ringe nach Luft hier oben. Wir sind auf  3.595 Metern Höhe. Auf dem Rückweg erschließen sich wieder ganz andere Perspektiven. Wirklich bewegend. Wir haben noch nichts gefrühstückt und legen in Hidden Valley ein Picknick ein. Ich habe durch Blogs anderer und einschlägigen Gruppen bei Facebook durchschlagende Erweiterungen des Equipments vorgenommen. Zum einen reise ich jetzt immer mit solchen Bags im Koffer. Das sind 6 Taschen unterschiedlicher Größe, in die Frau ihre Kleidung thematisch sortiert einpacken kann. Öffne ich also meinen Koffer, finde ich mit einem Griff alle Unterwäsche in einer Bag und alle T-Shirts in einem anderen. Nichts fliegt mehr rum. Das ist eine große Erleichterung, wenn man vier Wochen aus dem Koffer leben will. Diese verleihe ich auch gerne wie den schönen neuen 110Volt Fön. Die zweite große Sache ist der Kauf einer Syroporkiste mit Deckel. Erhältlich für ein paar Dollar bei z.B. Walmart. In jedem Hotel gibt es kostenlos einen riesigen und extrem lärmenden Eiswürfelspender. Ich möchte nie ein Zimmer daneben beziehen müssen. Also Eis in die Kiste und alles rein. Bier zum Beispiel. Ja oder Wurst und Cheddarkäse. Diese fährt im Kofferraum zwischen den Koffern mit und abends ist immer noch Eis drin. Toll. Wir reisen nun in Richtung Norden. Die Landschaft verändert sich wieder und es wird flach. Wunderschöne Gegend mit Wolken. Ein bisschen wie auf Gemälden von Worpswede. 


Amerikanische Straßen wie ich sie mir vorstelle. Auf dem Weg nach Cheyenne machen wir drei Stopps unterschiedlichster Colleur. Colorado Cherry Company: Ein derart schräger Laden! Es gibt Cherry Cider und Jellykrams. Es läuft Musik mit einer Mischung aus Polka/, ein bisschen wie Piratenradio in Holland. Lauter schräge Verkäuferinnen. Ich kaufe, warum auch immer, ein Glas Mixed-Pickles für 7.80$. Ich habe es noch nicht probiert. Der Gatte kauft ein Getränk. Rasperry Cider. Mir wird von dem Geruch übel. Weiter gehts. Nächster Halt God’s Country Cowboy Church. In Amerika kann jeder eine Kirche für alles finden. In der Halle, die als Kirche dient ist Flohmarkt. Ich finde nichts.

 

Dritter Stopp Rocky Mountains Antiques. Ganz wundervoll. Riesiger Laden voller Pröddel. Krass auch die alten Pokerchips mit Hakenkreuzen drauf. Verrückt, was es alles gibt. Ansonsten schöne Dinge, alle irgendwie erschwinglich. Ich finde eine Kiste mit alten Fotos. Ich sammle alte Bilder auf denen Hunde drauf sind. Sehe ich eine Kiste mit alten Fotos bekomme ich so eine Art Fieber und muss jedes einzelne Bild ansehen. Zum Thema Ansehen: Meine Weitsichtigkeit hat sich in den vergangenen Monaten extrem Verschlechtert! Ohne Brille is ganz schlecht. Eine derartige Sehhilfe hatte ich nicht mit. Ich finde zwei wunderschöne Fotos in samt der Berge, gehe zur Kasse- 6.50$ die ich gerne bezahle. Der alte, beleibte Mann mit der Rautenförmigen Nickelbrille erzählt mir noch etwas von dem Mann, der auf dem einen Foto abgebildet ist. Das wunderte mich. Draußen dann die Frage meines Gatten:“Warum kaufst du denn diesen Druck? Das ist doch gar kein Foto.“ Er hat’s gesehen, ich nicht. Auf die Frage, warum er mir das nicht früher gesagt hat, folgte Gelächter. In Cheyenne angekommen, beziehen wir zunächst das Hotel „The Plains“. Es ist sehr alt und wunderschön.


Zimmer 529, fünfter Stock. Ich verstehe es nicht und nehme es sportlich. Meine Aufregung steigert sich. Endlich geht es zum Shoppen! Mein Lieblings Country und Western Bekleidungsgeschäft Boot Barn direkt gegenüber vom Hotel. Der Laden hat bis 20 Uhr auf- das soll reichen. Ich kaufe einen schwarzen Cowboshut aus Filz- Check, ein paar schwarze neue Cowboysteifel- Check und ein Hutband ohne Glitzer. Der Gatte ein schönes Hemd und einen langersehnten Hut. Ich bin glücklich, behalte die Säue Quellen Stiefel gleich an und nun geht’s zum Essen. Nach kurzer Recherche ins The Albany eingekehrt. Beste Entscheidung ever. Ein Blue Moon, White Belgian Ale mit Orangenscheibe und einen der besten Burritos der Welt bestellt. Glücklich, satt und müde sofort eingepennt. 

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