Von Durango nach Alamosa

Die ersten Worte, die an diesem Sonntag Morgen in meine Ohren dringen sind „stay, stay, stay…“. Es sind die Worte der Nachbarn aus Zimmer 11, die ihren Hunden damit sagen wollen, dass sie das Zimmer 11, trotz offener Türe nicht verlassen sollen. Das tun die aber trotzdem, so schließe ich, denn das „stay, stay, stay…“ hört lange nicht auf. Irgendwann packen die sämtliche Klamotten und Köter ins Auto und reisen ab. Jeder und jede weiß, dass ich Hunde liebe, aber da haben einfach mal die Menschen versagt. Alles Aufregen führt nur zu einem „Du bist im Urlaub“, seitens meines Gatten. Recht hat er. Was scheren mich die Hunde anderer Leute? Im Urlaub. Wir übergehen an dieser Stelle einfach mal die gesamte Frühstückssituation und gehen gleich zur ersten Sensation des Tages über. Das Auto macht „Bing, Bing, Bing…“. Warum tut es das? Es hat etwas mit Oil zu tun, soviel können wir schließen. Der SUV schreit nach einem Ölwechsel verrät die Gebrauchsanweisung. Ja mein Gott, muss man sich denn hier um alles kümmern? Wir kontrollieren den Ölstand und ich räume ein, dass da etwas wenig Öl im Motor seinen Dienst tut. Nu is ja Sonntach und alles zu. Auf dem Öldeckel steht irgendwas mit W520trallalla. Wir fahren zum Walmart und kaufen einen Liter Öl für läppische 3$. Mir wurscht jetzt ob das High ist. Ölwechsel steht ja eh an, dann kippen die das wieder raus. Ölkrise überstanden. Wo wir aber schon mal bei Walmart sind… es gibt immer etwas zu tun. Ein kleiner Junge möchte ein Hulk T-Shirt haben, das wir seit 20 Walmarten nicht bekommen haben und ein großer Junge schreit nach einem Bob Ross T-Shirt, dass es entweder nur in S oder 3XL gibt. Es ist zum verrückt werden. Dennoch schlendern wir gern hier rum. Mein Gatte tobt seinen Ohrwurm aus und singt einen Song von Journey, worauf eine Frau lauthals mit einstimmt. Ich hatte schon Sorge, die beiden treten einen Flashmob los. Vor einem Regal und seiner Werbung bleiben wir stehen und brüllen vor Lachen. Wussten Sie schon, was Mc Hammer heute so treibt? Wir schon!


Er macht Werbung für Klebehaken. Stop Hammer Time. Hahahha. Fertig mit Walmart. Nichts bekommen außer Öl. Na immer hin. Es ist ein schöner morgen und es soll heute nach Alamosa gehen. Das liegt im San Luis Valley und ich kann es niemandem übel nehmen, wenn er oder sie nicht weiß wo das ist. Wir kommen an einem Flea Market vorbei. Ich flippe vor Freude fast aus. Es ist Sonntag und es ist Flohmarkt. Wir halten an. Ich sehe tausend Dinge, die ich kaufen will. Alle groß. Eine alte Tür. Wundervolle Accessoires für den Garten. Die am Flughafen hätten mich gelüncht. Ich sehe die schönsten Cowboystiefel der Welt. Rot! Eine halbe Nummer zu klein. Ich bin traurig. Aber es nützt ja alles nichts. Auf dem Weg sind keine großen Highlights zu verzeichnen. Es gibt einen State Park mit Steinen und Pueblos von Anasazi Indianern und wir entscheiden uns für diesen Abstecher. Am Parkeingang angekommen, stellt sich heraus, dass es nur geführte Touren gibt und das wollten wir nicht. Und dann habe ich sie gesehen. Ich habe mich vor Freude fast überschlagen. Viele, viel Hemmingbirds überall. Bei uns heißen sie Kolibris. Ich hole das gesamte Fotoequipment aus dem Auto. Die Dame am Visitor Center fragt, ob ich Europäerin sei. Ich sage yes. Why? Ja weil sich nur Europäer so über die Kolibiris freuen. Weil sie die nicht haben, die Europäer. Es kam so ein bisschen wie „Häthäthäthäthäthäthä“ rüber. Ich informiere die Dame, um ihr auch mal was Schlaues zu sagen, dass die Vögel bei uns Kolibris heißen, aber ihr Interesse schwand doch recht schnell. Mir egal. Ich erfreue mich an den Tieren, die eifrig aus den Zuckerwasserspendern nippen.

 

Es ist mir zu diesem Zeitpunkt völlig egal, was der Tag noch bringt, so sehr habe ich mich über die Hemmingbirds gefreut. Der nächste Punkt auf unserer Route ist Pagosa Springs. Springs, weil da heiße Quellen entspringen. Die sind so heiß, dass die Pagoser Springer im Winter ihre Innenräume damit heitzen und auch Strom erzeugen. Es ist durchzogen von einem kleinen Flüsschen, an dem reges Treiben herrscht. Ganz tolle Atmosphäre. 

Diese Quellen werden dort in den Hotels als Pools benutzt, aber die eigentliche Quelle kann man auch so besuchen.


Riecht ein bisschen nach Poop. Es gibt in Pagosa Springs eine Brewery, die mit dieser Erdwärme Bier braut. Das müssen wir natürlich probieren. Überhaupt gibt es in diesem Teil der USA in jedem noch so kleinen Ort mindestens eine wenn nicht mehr Brauerein. Die Riff Raff Brauerei ist sehr gemütlich und wir trinken ein Bier. Die Bedienung hat, wie sollte es anders sein, deutsche Vorfahren, die vor drei Generationen in die USA ausgewandert sind. Der ganze Ort kommt uns ein bisschen wie ein Kurort vor. Sehr cool finden wir, dass man dort Trinkflaschen und Trinkwasser (ohne Chlorgeschmack) gratis bekommt. Das können die sich wohl auf Grund der geringen Energiekosten leisten. Toller Ort, aber weiter muss die Reise gehen. Wir fahren weiter durch das San Luis Valley. Es ist riesengroß und rund um von hohen Bergen umgeben. Dazu ist es grün und es wird allerhand angebaut. Es wird gegen Nachmittag wieder spektakulär was die Wolken und das Wetter angeht. 


Hier ist es noch ganz schön. Wir kommen an einem Autokino vorbei. Wie gerne würde ich mir da einen Film ansehen. Es läuft „Ich, einfach unverbesserlich“ Teil 3. Das hätte ich mir auf englisch sogar noch zugetraut. In Alamosa angekommen, beziehen wir das Motel von Best Western. Keine Bed Bugs Gefahr. Die Best Western Hotels sind bis jetzt alle super gewesen. Um dann fällt mir ein, dass ich in Colorado noch gar keinen Cache gemacht habe. Schnell einen rausgesucht in der Nachbarschaft und hin gefahren. Der Cache befindet sich auf dem heiligen Boden einer Mormonen Kirche. In der ist gerade mächtig was los, und ich entscheide lieber am frühen Morgen noch mal wieder zu kommen. Nu ist es abends und Zeit für Abendessen. Neben dem Hotel ist ein IHOP. Eine Kette, die es in den USA viel gibt. Wir gehen da hin und ich freue mich wie Bolle über das Angebot. Ich bestelle mir ein ein mit Crispies parniertes Beef Steak mit Kartoffelbrei und Mais. Der Hammer. Mein Gatte isst auch so etwas nur mit Brokoli. Auf das Ganze kommt dann diese Gravy Soße. Es schmeckt wundervoll. So können wir nach einem wundervollen Tag zu Bette gehen. 

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