Von Grand Junction nach Snowmass

Die Nacht hatte es geregnet und in der Ferne Gewittert. Es ist Mittwoch gegen 8 Uhr und es gibt überraschender Weise Frühstück. Dergleichen dargereichte Mahlzeiten freuen mich immer besonders. Da denkt man es gibt kein Frühstück und taddaa ist man wieder drin in der Continental Falle. Das Frühstück erfährt eine zusätzliche Überraschung. Es gibt kleine weiche Brötchen, warm, mit Käse und Bacon. Schmeckt ungeheuer lecker. Durch den Regen hat es sich ein wenig abgekühlt, was ich mal begrüße. Die Sonne lacht wieder über das ganze Gesicht. Die Reise geht nach Snowmass. Das liegt mitten in den Rocky Mountains. Als wir die Reise gebucht haben, war die Rede von der Übernachtung im 3 Meilen weiter gelegenen Aspen. Die Übernachtungen dort waren zu expensiv, wie sagt man im Deutschen- zu teuer. Aspen und  Umgebung  ist wie das Sankt Moritz der USA nur noch teurer.  Eigentlich ist es im Winter mit das teuerste Skigebiet der Welt. Der Weg ist mit über drei Stunden mit gejökele durch die Berge weit. Zunächst sind wir überrascht, denn Grand Junction hat durchaus etwas zu bieten. Es ist ein großes Weinanbaugebiet und wir fahren durch zahlreiche Weine, also als Traube noch, versteht sich. Wein ist in den USA irgendwie anders als bei uns. Zum Beispiel wahnsinnig teuer. Der Merlot Barfoot, den man bei Rewe für 5€ haben kann, kommend aus California, kostet hier mal schlappe 15$. Es säumen auch noch andere Dinge unseren Weg, Baustellen seien da genannt. Das hatten wir so bis jetzt noch nicht. Wenn sich der Verkehr staut, kann man sich das Treiben in so einer Baustelle mal in Ruhe ansehen. Also wo wir alles voller wilder Schilder und Pylonen stellen, werden hier noch richtige Menschen bemüht. Sie halten und bewegen langsam Schilder auf denen Steht „Slow“ für langsam oder Stop oder so. Sie sind alle gut gelaunt und grüßen per Hand. Also mit der, mit der sie das Schild nicht halten. Es gibt hier im Straßenbauwesen Frauen! Total irre. Ich habe eine ältere Frau mit Schild gesehen die rauchte und ihr Schild im Wind wiegte. Zum winken hatte sie allerdings dann keine Hand frei. Andere klotzen richtig ran. Hat schon mal jemand eine Frau im Straßenbau gesehen? Ich finde das ganz großartig. Wenn man auf einer Interstate fährt, ist das wie bei uns eine Autobahn. Mehrspurig und irgendwie starr. Anders als ein Highway. Auf dem fährt man da so hin und kommt durch Ortschaften und an kleine Parkbuchten, in denen jemand Obst verkauft. Unser heutiger Tag ist zunächst Interstate geprägt. 75 Meilen fährt man da. Sind so 120 km/h. Ich sehe wieder so einen Harley Davidson Tempel in einem Ort prangen. Das kann man sich nicht vorstellen. Von diesen Dingern gibt es hier zahlreiche und das Spannende… es gibt da keine Bikes sondern T-Shirt oder Kopftücher. Das günstigste Shirt, das ich gesehen habe hat schlappe 40$ gekostet. Ja spinnen die denn? Heute informiert die Snapples, dass es über 2000 verschiedene Cacti gibt. Ich vermute jetzt einfach mal, dass die Kakteen meinen. Ich habe das nicht weiter recherchiert. Die Rockys rücken näher, bzw. wir rücken näher und es ist wieder imponierend. Oben sind sie schneebedeckt und es gibt Kurven und Kehren. So langsam kommen wir unserem Ziel näher. Man merkt das an der Häufung der Golfplätze. Es ist sehr alpin und wir kommen uns wie in Südtirol vor. Überall in den Hängen stehen wundervolle Prachtholzhäuschen mit Geranienbalkonen. Wir kommen nach Snowmass. Das Hotel liegt in einem Hang. Das war ja nicht anders zu erwarten. Die Eincheckdame verpasst uns unseren Room und die Info, dass es Frühstück gibt. Wie schön und wieder unverhofft. Alles ist steil, gefühlte 100% ich bin, nennen wir es angestrengt. Hat man sein Zimmer erklommen bietet sich eine schöne Aussicht. Wir haben von drei Vouchern noch einen übrig und der ist für heute Abend. Rodeo. Ich freue mich schon sehr darauf. Uns wurde in Cody das Rodeo ans Herz gelegt. Mehrfach. Soll sehr amazing sein. Es sei das Beste überhaupt. Ich habe keinen Schimmer, wie das Rodeo in Snowmass ist. Aber es ist mein Weihnachtsgeschenk und es kann kommen was will. Außer der Regen. Und der kommt. Es ist nachmittags und es regnet. Rodeo Einlass ist um 17 Uhr. Wir kramen schon mal Regenklamottenalternativen aus dem Koffer. Habe keine Sachen für Regen eingepackt. Um 16.45 Uhr verlassen wir das Hotel. Der Parkplatz ist terrassenförmig angelegt und man kann in Schleifen von oben nach unter fahren. Da es noch Zeit hat und uns noch eine paar (haha) Autokennzeichen fehlen fahren wir die Schleifen von oben nach unten. Um ca. 16.58 Uhr muss es dann passiert sein. Das, womit ich im Leben nicht gerechnet hätte- HAWAII. Ich drehe vor Freude fast am Rad. Rodeo kann kommen. Als wir dort ankommen stippt es seichte vor sich hin. Der erste Eindruck ist Touristennepp. Viel Krams für Kinder und viele Kinder. Tribünen und ein großes Zeltdach, unter dem man sich zum Essen setzen kann. Wir holen uns ein Getränk und gucken uns das Ganze erst mal in Ruhe an. Es gibt Leckeres vom Grill, einen Mann mit Gitarre, ein paar Buden mit Schmuck, Pferde, Rinder, Kinder und eine Rodeoarena. Wir essen einen Cheeseburger mit… wer kann es erraten? Käsemaccaroni. Alles super lecker. Jeder bekommt einen Becher für selbstgemachte Limo refill. Der alte Gitarrenmann spielt alte und bekannte Countrystücke. Cash, Nelson, Denver, Williams, Jennings und Co. Ganz mein Fall. Besonders bei dieser Veranstaltung. 

Alles ist bodenständig und nett gemacht. Was das Rodeo betrifft, sind viele Menschen mit Pferden aus vielen Teilen der Staaten gekommen. Junge, Alte, Männer, Frauen. Es wir unterschiedliche Disziplinen des Rodeos zusehen geben. Bullenreiten, Rodeo auf dem Pferd, Reiten um Fässer, Fangen mit dem Lasso- das ganze Programm. Und das beginnt very amerikanisch. Zunächst kommen alle ReiterInnen zu Pferd, eine Frau mit Fahne und es wird gesungen und im Anschluss gebetet. 

Nach dem kommt es dicke. Ein Opernsänger singt die Nationalhymne, alle stehen, Hüte in der Hand und singen mit. Ich habe das in Bildern und Filmen festgehalten, aber nicht mit dem Handy. Danach beginnt der Spaß. Ich werde im Folgenden nur die Highlights des Abends schildern, da ja alle wissen, was Rodeo ist. Aber… wussten Sie schon, dass es einen US weit bekannten Affen namens Whiplash  auf einem Border Collie gibt, der Schafe hütet? Ich kannte ihn nicht. 

   

Das fand ich ja schon mal großartig. Dann wurde es zunehmend strange. Sie setzen winzig kleine Kinder aus Schafe, vielleicht so drei oder vier Jahre alt mit Helm (wenigstens das). Dann lassen sie das Schaf laufen und das Kind, das am längsten auf dem rennenden Schaf aushält gewinnt. 

Ok. Nächste Disziplin. Sie holen alle Kinder der Veranstaltung und lassen sie in die Arena. Kleine Mädchen mit winzigen Cowboystiefelchen bleiben erst mal in dem schlammigen Boden stecken und gehen barfuß weitebis ihnen jemand die Dinger hinterher bringt. Eine Schlammschlacht. Dann nehme man zehn Rinderkälber, von denen drei eine Schleife um den Schwanz gebunden haben und hetze die Kinder auf die Jungtiere. Wer die Schleifen ergattert, gewinnt. 


Total irre. Wir gucken uns mit offenen Mündern an. Die Menge tobt und die Eltern finden das richtig toll und feuern ihre Kindern an. Andere Länder andere Sitten. Die letzte wirklich große Sensation: je vier Erwachsene werden in drei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe bekommt einen Esel, auf dem ein Gruppenmitglied platz nimmt. Dann sollen die drei Gruppen ihren Esel samt Gruppenmitglied um eine Tonne „bekommen“. Brüllend komisch. 


Alles in allem war es eine sehr schöne und unterhaltsame Veranstaltung. On Top kam natürlich noch das übliche Rodeo Programm. Ich werde jetzt nicht die Diskussion über die Sinnhaftigkeit eröffnen. Wir haben uns natürlich schon gefragt, ob das, was da so passiert im Sinne der Tiere ist oder ob da nicht auch durchaus der Tierschutz greifen müsste. Wie sich die Tiere fühlen sei dahin gestellt. Unser Eindruck war, im Vergleich zu dem letzten Rodeo bei dem wir waren, dass man hier im Umgang mit den Tieren schon adäquater war. Wie dem auch sei. Das Rodeo gehört hier in großen Teilen der USA zur Kulturlandschaft wie Baseball oder Football. Keine Rechtfertigung, aber Fakt. Das ganz Besondere an dem Abend… es hat am Himmel immer schlimm ausgesehen, aber es hat keinen Tropfen mehr geregnet ab 17.30 Uhr.


Und einer war an diesem Abend ganz besonders Glücklich. Woody.


Wir drei sind dann in der Abenddämmerung wieder zum Hotel gefahren und haben in der Bar ein letztes Getränk genommen. Gute Nacht Amerika.

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