Montag in Moab

Es ist wieder einer dieser Tage, an dem der Wecker schon vorm Aufstehen klingelt. Heute um 5.45 Uhr. Ich drücke auf die Schlummertaste. Es macht die Sache auch nicht besser. Duschen frühstücken und auf in den Arches National Park. Der macht um 7 Uhr wieder auf, weil ja in der Nacht Bauarbeiten darin stattgefunden haben. Ich fasse es nicht wie warm es morgens um die Zeit schon ist. Es sind schon ein paar Leute im Park unterwegs als wir ankommen, aber bei weitem noch keine Schlange am Schalterchen an dem man immer seinen National Park Pass vorzeigen muss und eine Karte für den Park bekommt. Wir fahren ganz an das Ende zuerst. Unser Ziel ist der Landscape Arch. Also man ist hier schon so nett und versucht es den Menschenso bequem wie möglich zu machen. Manchmal ist ein Fußmarsch allerdings unvermeidbar, wenn man die Schönheiten der Natur bewundern will. So geht man erst mal ein gutes Stück zu Fuß. Bergauf, durch Sand. Beschwerlich. Zum Glück noch nicht so heiß. Ich verstehe nicht, wie man das bei über 40 Grad in der prallen Mittagssonne machen kann. Der Landscape Arch ist amazing! Es wurde nicht übertrieben. Er sieht so fragil aus, dass man Angst hat, dass er gleich zusammen bricht. 1991 ist das letzte Mal ein großes Stück von ihm abgefallen. Ob er das noch mal übersteht?


Ab da verweigere ich den Weitergang. Zu heiß, zu viel Sand. Es wurde eine Busladung Jugendlicher abgeladen. Ja die gehen weiter. Es geht zurück zum Auto. Es soll im Arches NP 2000 Bögen geben. Von denen haben nur ca 80 einen Namen. Unser nächster, der Delicate Arch- das Wahrzeichen Utahs. Er steht inmitten von nichts jwd. Um unter ihm gehen zu können, muss man eine 2,5-3 stündige Wanderung auf sich nehmen. Ich brauche nicht zu erwähnen unter welchen Bedingungen. Der Gatte, der Tags zuvor das Unterfangen noch in Erwägung gezogen hatte, streicht auch die Segel. Man kann zu einem View Punkt fahren und von dort ein wenig an ihn ran wandern. Spazieren ist nicht das richtige Wort. Es geht schon ziemlich krakselig durch die Gegend. Es gibt einen Upper und einen Lower View Punkt. Nachdem ich im Schweiße meines Angesichts den Upper hinter mich gebracht habe, stelle ich fest, dass der Lower einen viel besseren Ausblick bietet. Na ja.

 

Also das winzige Teil ist an sich riesengroß. Es stehen noch ein paar andere Bögen in der Gegend und auf unserem Plan. Der Double Arch. Weiter. Fußmarsch, ich kein Boch mehr, der Gatte geht alleine hin. Wer Bilder sehen möchte, gebe bitte bei Google „Double Arch“ ein. Ich gucke Autokennzeichen und mache ein paar Bilder von unserem Lieblingscowboy.


Im Hintergrund sieht man eins von den Doublen. Es ist nun schon Mittag und wir seit über 4 Stunden im Park. Für heute ist es genug. Auch wenn die Rückfahrt noch tolle Einblicke bietet. Nu is gut. Uns wurde nun schon des öfteren gesagt, dass der Sommer 2017 übermäßig heiß ist. Das beruhigt mich ein bisschen. Zumindest freut mich das für die Menschen die hier leben. Möge es die nächsten Jahre nicht so heiß sein. Uns plagt der kleine Hunger und wir fahren nach Moab rein. Erst bummeln wir im Zeitlupentempo über die Main Street und kehren dann halb verhungert und verdurstet in einem Lokal ein, in dem man draußen sitzen kann. Überall sind solch Sprühnebeldingsda angebracht. Mein Eindruck ist, dass es weniger abkühlt als dass es asthmatische Beschwerden verursacht. Wir essen einen Salat. Heute Abend steht unser nächstes Event auf dem Plan und da soll es etwas zu essen geben. Es ist so 14 Uhr und wir entscheiden uns für Siesta. Ich penne erst mal zwei Stunden. Die Nacht war nicht so berauschend. Der Gatte pennt auch ein und keiner hat einen Wecker gestellt. Gerade noch rechtzeitig wach geworden. Angehübscht, Kissenfalten aus dem Gesicht gezogen und los. Heute Abend fahren wir Jet Boot auf dem Colorado River. Ich freue mich riesig darauf. Wir haben eigentlich keine Erwartungen. Wir kommen dort am Adventure Center an und checken ein. Um 18 Uhr soll es los gehen. Ein paar andere Leute warten auch schon. Da wo ich im Garten einen Futterspender für die Vögel hängen habe, haben die hier Wasserspender für die Vögelchen hängen. An einem bedient sich eifrig und rasend schnell ein Kolibiri. Ich dachte gar nicht, dass es die hier überhaupt gibt. Es ist sehr schwierig einen Kolibri zu fotografieren. Zu winzig, zu flink. Ich versuche es dennoch.


Heute gibt’s lauter winzige Sachen zu sehen. Es kommt ein Mann, der Kapitän des Bootes und bringt uns zum Jet Boot. Ein überdachtes Boot mit platz für etwa 50 Personen. Wir suchen uns einen Platz und der Mann, Rory, erzählt schon mal son bisschen. Dann macht er noch darauf aufmerksam, dass man auf Mütze und Hut aufpassen muss. Er schmeißt den Motor an und fährt los: mein lieber Scholli. Jetzt verstehe ich auch, warum das Ding Jet heißt. Mit einem Affenzahn fegt dieses Boot über den River, dass es nur so nach allen Seiten spritzt. Ich halte meine Hand ins spritzend Wasser, es ist warm. Der Colorado River ist an der Stelle nur ein Meter tief. Hüte nehmen wir ab und halten sie fest. Wir rasen durch den Canyon. Am einen Tag von ganz oben, den anderen von ganz unten. Es ist ein tolles Erlebnis. Der Mann, ich muss sagen, er hat einen gewissen Witz, hält immer mal an und erzählt etwas. Wir erfahren einiges über die Region. Die Canyons sind ein Paradies für Kletterer. Im wesentlichen allerdings für Kletterinnen, denn 65% derer die diesen Sport betreiben sind Frauen. Und so sehen wir auch eine in einer Ecke kleben. Wie groß und mächtig diese Felsen sind, sieht man erst, wenn ein Mensch zum Vergleich dran hängt.


Die wilde Fahrt geht weiter. Die Wände der Canyons sind an manchen Stellen „verrostet“. Irgendwelche Mineralien haben sich in tausenden von Jahren Schwarz gefärbt. In die schwarze Färbung haben Ureinwohner vor Ewigkeiten Bilder geritzt. Es ist überflüssig zu erwähnen, dass sich auch Robert 2005 und Yessica 1987 dort verewigt haben. Unser Rory sagt, er findet es super und er würde sich freuen, wenn ma jemand seinen Namen, seine Adresse und seine Telefonnummer dort einritzen würde. Rory ist wohl hier in Moab geboren und hat eine Menge Geschwister. Wir kommen an einer Fabrik vorbei, die einzige Industrie, die man weit und breit sieht. Das ist auch der einzige Arbeitgeber, der das ganze Jahr Menschen beschäftigt. Alle anderen Leben vom Tourismus im Sommer. Im Winter ist hier the dog frozen. Er fährt im Sommer eben Boot. Ein harter Job wegen des vielen Verkehrs. Haha. Wir sehen in 1,5 Stunden kein anderes Boot. Nach dem Tourismus kommt die Filmindustrie, die dem Ort und der Region Geld beschert. Im Schnitt zwei Filme werden hier im Jahr gedreht. Der erste in den 1940er Jahren. Irgendwas mit John Wayne. Es gibt da eine Geschichte die hier passiert ist. Ein Mann kommt mit einem Arm in eine Felsspalte und es löst sich ein Felsstück. Der Arm ist eingeklemmt und nach 100 oder mehr Stunden trennt er sich den Arm dann ab. Diese Story wurde auch hier verfilmt. Und letztlich ein Film mit Johnny Depp. Den hat er auch mit dem Boot gefahren. Rory zeigt uns einen wunderschönen Arch. Ja die gibt es nicht nur in den Parks. Der Needles Arch. Dann fährt er ein Stück weiter, so dass man den Arch von der anderen Seite betrachten kann. Er sagt „Another Arch“. Sehr witzig. Auf diese Weise würde man auch auf die 2000 Arches kommen. Auf der Rücktour kommen wir an einer kleinen Insel vorbei in deren Gebüsch zwei Biber lustige Spielchen treiben. Er meinte der eine heiße Justin. Nicht jeder Gag zündet. Niemand lacht. Er gibt noch mal Gummi, wir freuen uns wie Bolle. Nach 1,5 Stunden sind wir zurück. Wir werden in einen großen Speisesaal geführt, wo ein total krasses Buffet auf uns wartet. Damit hatten wir nicht gerechnet. Es gibt Pullet Beef und Pork und alle mögliche andere Leckereien. Die Frau, die das Essen auftut fragt woher, ich sage Germany. Hach da freut sie sich wie verrückt. Sie kommt aus Bayern, hat irgendwann einen G.I. von der Army in Deutschland geheiratet. Der ist nun in Rente gegangen und nun seien sie hier, wo er hergekommen ist. Sie freute sich sichtlich mal wieder deutsch zu sprechen. Wir sitzen an einem Tisch mit drei älteren Amerikanerinnen. Und es passiert wieder. Wir kommen ins Gespräch. Ganz toll. Die eine kam aus Brooklyn und besucht ihre Freundinnen in Colorado und zu Dritt ist das Gespann dann wohl häufiger mal unterwegs. Sie erzählen, dass sie mal in Deutschland waren und wie gut ihnen das gefallen hat. Eh wir uns versehen sind wir die letzten und werden so zu sagen aus dem Saal gefegt. Die deutsche Frau kommt noch mal zu uns und verabschiedet sich. Sie umarmt uns und erzählt, dass sie hier in einem Wohnwagen wohnt, alles sehr eng ist und ich glaube sie hatte ein bisschen Heimweh. Im November fährt sie mit ihrer Tochter nach Deutschland für zwei Monate. Sie umarmt uns und ich hatte das Gefühl, sie wollte damit eine gewisse Verbundenhiet ausdrücken. Sie tat mir leid. Alles in allem wieder ein toller Tag. Wir fahren zurück ins Hotel. Beim Lesen des Meilenzählers fällt mir auf, dass wir am nächsten Tag die 3000 Meilen knacken werden. Das sind 4800 Kilometer. Jaaaa, da kommt schon was zusammen.


Der Double Arch, den ich mir in echt nicht habe angucken wollen hängt überm Bett.

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