Der letzte Tag in Wyoming

Ich werde wach von dem Lärm einer Schulklasse direkt vor der Moteltüre. Gut ich kann die Zahl der Kinder nicht genau sagen, aber es waren viele. Nur Jungs. Bestimmt zehn oder fünf oder drei. Aber es war laut und ich wach. Die Jungs haben Glück, weil es schon acht Uhr durch ist. Ich bin ein bisschen sad, weil ich heute Wyoming verlassen muss. Das übliche geht los. Packen, Aufräumen Auto fit machen. Weil ich so blitzeschnelle bin heute Morgen, übernehme ich den Eisjob. Ich spaziere mit den Tüten los und komme am Pool vorbei. Da ist mächtig was los, denn eine kleine Maus war ins Wasser gefallen und sämtliche umstehende Mädchen kreischen wie verrückt. Eine Frau hat sich erbarmt das arme Tier mittels einer Poolnudel zu retten. Das angeschlagene Mäuschen ringt nach Fassung und Luft. Während sie anfängt das erlebte zu bewältigen gehe ich zur Eismaschine. Da hängt ein Zettel dran, dass das Eis nur für den Zimmergebrauch nicht aber für Eisboxen Verwendung finden darf. Ja da kann ich jetzt mal zur Abwechslung keine Rücksicht drauf nehmen. Ich gucke mich um und sehe niemanden, der mich beobachten könnte. Alle sind noch mit der Maus befasst und das überwiegend mexikanische Personal aus der Waschküche direkt daneben ist ausgeschwärmt. Es dringt nur laute mexikanische Musik aus dem Waschraum, wodurch ich mich an Speedy Gonzales erinnert fühle- der schnellsten Maus aus Mexiko. Passt ja auch zur Szene davor, nur dass die Maus keinen Sombrero trägt. Als ich mit Eis und einem Ohrwurm zurück komme, ist alles eingepackt außer dem Dill-Senf, der bleibt hier. Alles was man damit isst, schmeckt nach nichts anderem mehr. In der Eisbox prüfe ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Sinnen die Wurst auf ihre Genießbarkeit. Sie entscheidet maßgeblich darüber, ob es Cracker mit Käse und eben Wurst gibt, oder wir doch noch mal zu Bubba’s müssen- zum Frühstücken. Ich finde die Wurst klebt, wir gehen zu Bubba’s. Ich bin selig. Der Gatte auch. Die wunderbare Bedienung ist wieder da und es gibt wieder den obligatorischen Refillkaffeebecher. Die haben da so eine tolle Milch für den Kaffee mit einem Hauch Vanillegeschmack. Eigentlich hätte ich so etwas abgelehnt, aber es landete durch Selbstverschulden und aus Versehen in meinem Kaffee. Es schmeckt wundervoll. Es ist das letzte Pöttchen gewesen und die wunderbare Kellnerin bringt zwei Hände voll neuer Vanillemilch. Ich könnte schon wieder weinen. Ich habe mal in einem Reisebericht einer Frau gelesen, dass man immer da essen gehen soll, wo Polizeiautos vor der Tür stehen. Dann ist das Essen gut und günstig. Ich lächle in mich hinein, als ich Cops beim Verspeisen von ihren Crumbles Eggs sehe. Die Jugendgruppe muss wohl heute Morgen trockenes Toastbrot wegen der Rechnung von gestern essen. Die sind nicht hier. Wir bestellen das Breakfast of the day- ein Bagel mit Ei und Bacon und geraspelte Kartoffeln aus der Pfanne. Um meiner Trauer hier weg zu müssen noch einen drauf zu setzen, schenkt uns die Kellnerin einen Cookie und Kaffee nach. Wir fahren los in Richtung Süden. Es führen uns noch ein paar Meilen durch meinen Lieblingsbundesstaat Wyoming und die versuche ich in vollen Zügen zu genießen. Ich habe eine Route gewählt, die durch Idaho führt. Richtig- wegen eines Caches. Aber auch, weil es kein Umweg bedeutet. Die Reise ist heute lang. Salt Lake City ist  4,5 Stunden entfernt. Das Fahren macht uns nichts aus. Im Gegenteil. Und ich sage das nicht, weil ich nicht fahre. Wir haben ja das Sirius XM Internetradio und genug zu gucken. Wir verlassen Wyoming, ich drücke mir die Wehmut weg und wir fahren ein Stückchen durch Idaho. Da ist übrigens nichts. Der Idahoer ist so freundlich und baut den großen Vögeln Plattformen auf den durch die Berge verlaufenden Telefonmasten, damit die da ihre Horste drauf bauen können. Sonst gibt es nicht viel zu sehen. Im Reiseführer steht bei Idaho als erstem Satz „Der 43. Bundesstaat ist berühmt dafür, nicht besonders berühmt zu sein“. Man kann da ein mal von links nach rechts und von oben nach unten fahren (wahlweise auch umgekehrt) und in der Mitte ist ein Loch. 


Auf einer Karte oder bei Google Maps kann man einen wundervollen türkisfarbenen See sehen- den Bear Lake. Ja auch in Idaho soll es Bären geben. Nicht ohne Spray los gehen. Egal. Diesen See muss sich Idaho im Norden mit Utah im Süden teilen. Die Grenze verläuft direkt mittig. Ich hatte mich auf diesen See gefreut, aber es ist an keiner Stelle unserer Route ein Rankommen. Alles privat. Tollen Villen. Ich werde bockig und will da gar nicht mehr hin an deren blöden See. Weiter geht’s im Staate Utah. Eine kleine Pause muss her für Trinken und Pippi. Wir halten auf einer Tankstelle mit Burger King. Ziemlich oll alles. Außer die Toiletten. Die sind immer sauber. Ich habe hier noch nicht eine einzige unreine Toilette gesehen. Für den Fall, dass ich das schon mal erwähnt habe… das kann ich gar nicht oft genug betonen. Der Amerikaner und in diesem Fall die Amerikanerin ist mit Pee und Poo sehr eigen. Hier heißen Klos auch nicht Toilette sondern Restroom. Einen solchen unrein zu verlassen, muss einer Art Straftat gleich kommen. Alles ist sauber. So auch bei Burger King. Als ich wieder i den Laden komme, ist mein Gatte im Gespräch mit einer jungen Frau mit Kind. In deutscher Sprache. Sie berichtet, dass sie in Deutschland geboren wurde und dort bis vor sieben Jahren gelebt hat. Dann wurde ihr Vater pensioniert und sie sind wieder hier her zurück gezogen (ihr Vater ist in Utah gebürtig). Sie sagt original „Ich würde sofort wieder nach Deutschland gehen“. Geht wohl nicht. Dann nicht. In Utah steppt nicht gerade der Bär, aber so schlimm finde ich es auch wider nicht. Sie schon. Hier ist viel karges Hügelland zu finden, der Reiseführer spricht von unberührter Wildnis im Alaskaformat. Zwischendurch Ranches und auf jedem Pick Up mindestens ein Hund. Die Strecke zieht sich zum Schluss dann doch wie Kaugummi und als wir endlich in Salt Lake City ankommen, denken wir unsere Frau Schnell aus dem Reisebüro hat uns versehentlich eine falsche Adresse gegeben. Voll das krasse Hotel. Am Empfang fragen wir nach two Queens und nicht so hoch. Wir bekommen ein Zimmer im Erdgeschoss, zwei Betten, Kühlschrank, Fernseher, Duschhaube und riesengroß. Die Bettüberwürfe sind aus dem selben Stoff wie die Vorhänge. 

Ein Gang.


Unsere Betten.


Im Foryer.

Draußen sind 102 Grad Fahrenheit. Es ist sehr heiß und trocken in dieser Gegend.  Ich mag das ja. Als wir uns von unserem Schrecken erholt haben, machen wir einen Bummel durch den Palast. Schönes Ding. Zurück mache ich uns noch einen Imbiss aus Crackern, Käse und Dosenwurst (nicht die Wurst vom Morgen, sondern eine andere). Wir gucken noch ein bisschen Fernsehen. Unsere Lieblingsserie. Die Welt ist klein.

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