Süd Dakota

Ich nehme an, dass nun hinlänglich bekannt ist, dass wir früh aufzustehen. Ich werde künftig erwähnen, sollte es mal zu einem Ausschlafen kommen. Ich befürchte ja nicht, weil man als Reisende immer so viel zu tun, und zu wenig Zeit hat. Es gibt ein paar wenige Dinge, die im Urlaub genau so sein müssen wie zu Hause. Ein morgendlicher Kaffee zum Beispiel. Im Grunde bietet jedes Hotel einen Automaten auf dem Zimmer, in den man dann Kaffeepulver in Tüten, Kapseln oder sonst was überbrühen kann. Einzig die Qualität schwankt. Ist der Kaffee etwa mit einer 5 zu bewerten, ist das so wie keinen Kaffee gehabt. Der heute morgen war eine glatte 6. Setzen! Zunächst begutachte ich den Oberlippenbart. Das wird. Dann gehe ich auf die hintere Terrasse. Gestern Abend waren wir ob störenden Windes mal nach vorne auf die Terrasse gegangen. Das hatte auch schöne Perspektiven gegeben. Die Landschaft ist ja wirklich atemberaubend hier in den Badlands. Der ungenießbare Kaffee wird dann auch noch von drei Kindern gestört, die mit Steinen nach den süßen kleinen Kaninchen werfen. Da kommt dann gleich die Mutter angelaufen, aber nicht um zu sagen, dass wenn da noch ein Stein fliegt, es nie wieder Eis gibt bis zum Auszug aus der Famile, nein sie holt sie zum frühstücken ab. Keine Reglementierung. Die dürfen froh sein nicht mich als Mutter zu haben. Wir packen unsere sieben Sachen und fahren in die Badlands. Zunächst in die falsche Richtung. Schöne Gegend mit viel Prärie und Felsen und Wind.

  

Nach dem Verlassen des Nationalparks fahren wir nach Wall, ein Ort, der weltweit mit Kaffee für 5 Cent wirbt. Das touristische Highlight ist ein uralter Drugstore, in dem es schon im 19. Jahrhundert kostenfreies Eiswasser gab. Heute ist es völlig überlaufen und es gibt viel Kram. Mein Gatte kauft sich ein T-Shirt. Darauf abgebildet sind Ureinwohner Amerikas mit dem Spruch „Fighting Terrorism Since 1492“. Ich kaufe Magneten, für jeden Bundesstaat in dem wir waren einen. Die sind dort um die Hälfte günstiger als woanders. Mein Gatte kauft noch zwei glasierte und zwei nackte Donuts, die sich als böseste der Welt rausstellen. Wie viel Fett passt in ein Teilchen? Dann aber nichts wie weg aus dieser Touristenhölle. Ist man ja gar nicht mehr gewohnt nach so viel Einsamkeit auf den Highways. Bevor wir in die Black Hills fahren, um vier Präsidenten zu besuchen und einen Indianer, wird noch mal getankt. Dazu möchte ich ein paar Worte verlieren. Uns wurde erzählt, dass sich die Amerikaner am 4. Juli ähnlich wie an Thanksgiving gern gegenseitig besuchen. Im vergangenen Jahr wurde dies häufig mit dem Fleugzeug gemacht. In diesem Jahr fährt man wieder gerne Auto. Sprit ist wieder günstiger geworden. Es gibt hier nur sehr wenige Dieselfahrzeuge und der Diesel ist anders als bei uns teurer als Benzin. Man kauft hier Benzin nicht literweise, sondern gallonenweise ein. Eine Gallone sind 3,79 Liter und kostet 2.22$. Das macht 0,53€ pro Liter. Da kann man sich A) fette Karren leisten und B) weit und viel fahren. Das Autofahren ist hier wohl so eine Art Menschenrecht. Kaffee an der Tanke kaufen auch. 


Das ist ein kleiner Kaffee und der kostet 1.39$. Verrückt! Das ist 1.25€. Wir fahren weiter und kommen durch Keystone. Auch als ein tolles Örtchen angepriesen, aber auch viel zu voll. Wir kommen an einem Wachsfigurenkabinett vorbei. Weil wenig Autos vor der Tür und wegen des spannenden Themas kehren wir da ein. Amerikanische Präsidenten. Ganz toll gemacht. Große Momente der Geschichte mit tollen Figuren nachgestellt. Es beginnt mit dem augenblicklich im Amt befindlichen und geht bis Washington zurück. Das krasseste Bild war eine blutverschmierte Jackie Kennedy, die in der Air Force One kurz nach dem Mord an ihrem Mann an der Vereidigung des neuen Präsidenten Lyndon B. Johnson teilnimmt. Alles in allem ein schöner Ausflug. Weiter geht’s zum Mount Rushmoore Monument. Ich hatte da eigentlich keine großen Erwartungen. Es ist megavoll und der Parkplatz kostet 10$. Aber allen Vorbehalten zum Trotz, ist das Ding schon sehr imposant. Von links nach rechts Woody, Washington, Jefferson, Theodor Roosevelt, Lincoln.


Eine Rangerin informiert uns, dass um 18 Uhr ein Thunderstorm zu erwarten ist. Bis dahin müssen alle Schäfchen im Trockenen sein. Weiter geht’s zu Crazy Horse. Also das ist ja eine Geschichte, die ist ja nicht zu fassen. Das Mount Rushmoore Monument wurde im Jahre 1941 fertiggestellt. Die Ureinwohner fanden das alles überhaupt nicht witzig. Sie sahen ihren heiligen Berg entweiht. Kann man ja verstehen. Nun hatte sich seiner Zeit ein junger Mann namens Korczak Ziolkowski am Bau der Präsidenten beteiligt und war den Ureinwohnern ins Auge gefallen, da er irgendeinen Preis gewonnen hatte beim Bau einer Skulptur oder so ähnlich. Jedenfalls bat Stehender Bär den Korczak den ruhmhaften Crazy Horse aus einem Berg zu hauen. Dieser wiederum (im Jahre 1877 verstorben) war eine Art Kriegsheld, weil er die Schlacht gegen Custer am Little Bighorn gewonnen hat. Eine lange Geschichte. Jedenfalls fing dieser Korczak im Jahre 1946 an. Alleine! Er suchte sich mit Stehender Bär den richtigen Felsen aus, baute sich ein Zelt auf und bereitete alles vor. Das hat mal so ein jahr gedauert. Heute sieht man vom Ganzen schon den Kopf von Crazy Horse und dieser wird bei Fertigstellung alleine so groß sein, wie die vier Präsidenten ein paar Kilometer weiter. Korczak hat zunächst viele Jahre alleine an seinem Vorhaben gebastelt und seine Frau und später seine zehn Kinder mit ihm. Nichts ist unmöglich! Das Ganze wird ohne einen Cent des Staates finanziert und wird, wenn es gut läuft, in hundert Jahren fertig gestellt sein. Ich stehe fassungslos vor diesem unglaublichen Generationen übergreifenden Projekt. Ich habe noch nie etwas so unglaubliches gesehen.


Die Recherche zu diesem Monument lohnt sich! Das Herkommen allemal. Wir fahren voller Eindrücke nach Custer. Hier ist für heute Ende. Wir haben Hunger und es ist halb fünf. Als ich vor die Türe trete, sehe ich dunkle böse Wolken auf uns zukommen. Wir marschieren trotzdem los. Wir werden von einem Sandsturm überrascht und durchgepustet und flüchten uns in ein Restaurant. Trifft sich ja auch ganz gut. Es bricht ein derartiges Unwetter los, dass ich nur staunend aus dem Fenster Blicke. Das Licht flackert. Es dauert nicht lange und es ist vorbei. Auf dem Weg zum Hotel sehen wir das Ausmaß. Der Gatte holt noch eine Kleinigkeit ein und wird gefragt, ob er Elektriker sei. Er sagt:“No, I’m Socialworker“. Ein ganzer Straßenzug ist ohne Strom, das Wi-Fi im Hotel ausgefallen. Eine große Reklame mit einem Cowboy ist umgestürzt. Auf Nachfrage, ob die Gewitter hier immer so heftig ausfallen lautet die Antwort: „Ein mal im Jahr vielleicht“. Ne is klar. 


Dieses Bild 10 Minuten vor Weltuntergang. Nun ist wieder alles ruhig. Morgen wird ein langer Tag mit weiten Strecken- Ziel Sheridan. Und die Moral von der Geschicht, glaub der Rangerin nicht. Weltuntergang nicht um 18 Uhr sondern um 16.30 Uhr. Und nun… ab in die Haia.

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