Sheridan, Wyoming

Heute müssen wir abends niergends ankommen. Das ist mal schön. Ich gehe dennoch zeitig zum Frühstück. Das Hotel wird durch die Main Street in zwei Teile geteilt und ist oberhalb der Staße durch eine s.g. Beamtenlaufbahn verbunden. Toll. Man kann also durch einen gläsernen Tunnel zum Frühstück gelangen. Kaffee, Blog. Der Gatte möchte heute gern zum Little Big Horn nach Montana fahren. An dieser Stelle werde ich im Verlauf wieder gefährliche Halbwahrheiten aus dem Hut zaubern. Aber das ist hier ja auch kein Geschichtsunterricht. Das Little Big Horn ist ein weitläufiges Gelände in der Steppe, auf dem im Jahre 1876 eine Schlacht zwischen den Soldaten der US Army, 7. Kavallerie-Regiment und Ureinwohnern der Stämme Cheyenne und Sioux stattgefunden hat. Nun muss man sich das so vorstellen, dass bis zu diesem Zeitpunkt der Geschichte die Weißen den Ureinwohnern dieses Landes schon schlimme Dinge angetan hatten. Der Präsident der Amerikaner war der Ansicht, die Indianer müssten nun endlich missioniert werden und den christlichen Glauben annehmen. Zu der Zeit gab es einen Mann. Er hieß G. A. Custer. Dieser hatte schon so einen gewissen Status, weil man sagte, man hätte ihm schon elf Pferde in Schlachten unter dem Hintern weggeschossen und er sei nie verletzt worden. Nur einmal durch einen Schuss. Ich nehme an, dass er unter Übermut oder ähnlichem litt. Zumindest aber hatte er die Lage maßlos unterschätzt und ist mit süßen 566 Soldaten, ein paar Offizieren und fünf Zivilisten in diese Schlat gezogen. Sitting Bull, Crazy Horse (da ist er wieder), Gall, Lamé White Man und Two Moons sind mit ca. 1200 Kriegern und 6000 Zivilisten in diese Schlacht gezogen und haben die Army sowas von aufgemischt. Es sind 268 Soldaten gestorben. Die Indianer haben 40 Krieger und 10 Zivilisten eingebüßt. Der große Custer selbst ist auch ums Leben gekommen. Die Ureinwohner hatten dermaßen die Schnauze voll, dass sie wirklich keine Gefangenen gemacht haben. Sie wollten mit dieser Schlacht endlich mal Ruhe in die Sache bringen. Es ist ihnen nicht gelungen wie wir wissen. Trotz Skalpieren von Köpfen und Kotletten und schlimmsten Verstümmelungen konnte diese Schlacht das Schicksal der Ureinwohner Amerikas nicht verhindern. Die Ereignisse am Little Big Horn werden hierzulande sehr verklärt dargestellt. Der ehrenwerte Soldat gegen die Wilden. Erst im Jahre 1991 wurde an diesem Ort auch ein Denkmal für die gefallenen Indianer errichtet. 1926,  am fünfzigsten Jahrestag gab es eine große Feier. Der Enkel Sitting Bulls wurde eingeladen einige versöhnende Worte zu sprechen. Er legte das Geld, was er dafür bekommen hatte auf das Rednerpult und sagte, er werde keine Worte der Versöhnung sprechen, das wäre Verrat an seinen Ahnen. Das wird im Visitor Center des Monuments nicht erwähnt. Jedenfalls habe ich das nicht gelesen. Ich habe gelesen, dass die ganze Geschichte nur zwei Tage gedauert hat und ziemlich krass war.

Ohne Worte.

Die Gräber der gefallenen Soldaten und einiger im Verlauf der Zeit zugezogene Veteranen anderer Kriege. Überall auf dem riesigen Areal sind Gedenksteine verteilt. Ein paar ganz wenige auch von den gefallenen Indianern.

Aus einem Diorama im Visitor Center fotografiert.

Die eine Seite.

Die andere Seite.

Ansonsten ist zu sagen, dass mich die Gegend am Little Big Horn doch sehr an Amrum erinnert hat. Montana ist auch sehr schön. Es hat zwar heute auch zwischendurch geregnet, aber die Landschaft ist echt toll. Auf der Hintour habe ich einen Montana Chache gemacht. Auf der Rückfahrt habe ich mir einen schönen Baum an einem einsamen Highway ausgesucht und in ihn meine langgedienten ersten Adidas Spezial Sneakers gehängt. Ich finde, sie haben einen solchen Platz verdient.

Heute gibt es die Reste der Pizza von gestern und einen Salat dazu. Da es den noch nicht gibt, fahren wir einkaufen. Wir probieren heute mal Albertsons aus. Gefällt uns nicht da drinnen und wir lassen den Wagen stehen und gehen rüber ins vertraute Walmart Supercenter. Gut so. Cracker gekauft und Salat und lecker Käsedipp- was soll ich sagen. Wir suchen Bier. Verkäufer sagt es gibt kein Bier. Ja wirste verrückt. Kein Bier. Nun ist uns die Bedeutung der allseits vorhandenen Liquor Stores auch plausibel. Wäre wohl nie auf die Idee gekommen da rein zu gehen, aber wer Alkohol möchte muss genau dies tun. Ich bin auf alles gefasst. Tür auf, rein und Unterkiefer fällt runter. Staunend betrachten wir die entzückende Bar und den Gastraum. Dahinter liegt der Laden mit allem was man braucht. Biere alle in der Kühlung. Wir suchen uns jeder einen Träger aus- die Geschmäcker sind halt verschieden- und gehen bezahlen. Dabei sehen wir, dass der Liquor Store einen Drive-In hat. Crazy!


Heute ist der Tag, an dem wir Sheridan, (dessen Pop ich auf 17.000 erhöhen muss, hatte mich vertan) unsicher machen werden. Der Gatte geht noch planschen im Pool, ich schreibe Blog. Und dann ab in die Mint Bar. Ich werde berichten.

Custer, South Dakota

Zur Abwechselung , mal in einer Art Motel geschlafen. Mit Auto direkt vor der Tür. Uns steht eine sehr lange Etappe unserer Reise bevor. Müssen so 400 Kilometer sein bis nach Sheridan, was wieder in Wyoming liegt. Aber zunächst musste ja noch ein South Dakota Cache her. Er liegt nahe an einem Golfplatz und war schnell gefunden. Nicht von mir sondern von dem findigen Gatten. Unser Weg führt uns wieder durch die Black Hills in Richtung Norden, vorbei an dem wunderschönen Indianer Crazy Horse, den man wirklich von Ferne direkt suchen muss um ihn zu erkennen. Ich bin wieder traurig, dass ich ihn niemals fertig sehen werde. Das Mount Rushmore Monument war innerhalb weniger Jahre fertiggestellt. War dem Staat halt ein wichtiges Anliegen. Unser erstes Etappenziel ist Deadwood. Es ist eine alte und gut erhaltene Wildwest Stadt. Hier gab es im 19. Jahrhundert Schießerein, Saloons, Prügeleien, Glücksspiel und Prostitution. Der Ort verzaubert mit einer schönen Mainstreet doch erst führt uns der Weg zum Mt. Moriah Cemetery, dem Friedhof der Stadt. Hier liegen legendäre Genossen jener Zeit. Wild Bill Hickhock zum Beispiel und Martha Jane Burke alias Calamity Jane. Ihr gilt im Speziellen mein Besuch. Man sagt, sie soff wie ein Loch, rauchte wie ein Schlot und schimpfte wie ein Kerl. Sie war nicht besonders hübsch und der Versuch als Prostituierte zu arbeiten scheiterte angeblich an diesem Umstand. Sie soll in Wild Bill Hickhock verliebt gewesen sein, aber niemand bestätigt, dass sie je ein paar waren. Er war leidenschaftlicher Kartenspieler und wurde eines nicht so schönen Tages in seiner Stammkneipe von hinten in den Kopf geschossen. Jeden Abend wird dieser Geschichte in Deadwood gehuldigt, in dem Schauspieler die Verhaftungsszene des Mörders von Wild Bill auf der Starße vor dem Sallon nachspielen. Leider ist es erst 10 Uhr und bis abends warten geht nich. 


Als Calamity Jane im Jahre 1903 an irgendeiner Krankheit starb, wollte sie neben der Liebe ihres Lebens begraben werden. So geschah es.



Der Friedhof an sich liegt wunderschön in einem Wald oberhalb von Deadwood. Wir sind dann noch durch die Mainstreet gefahren. Wirklich ein hübsches Örtchen. Weiter geht’s in Richtung Devils Tower. Wir kommen durch den Ort Sundance und ich werde von einem Café magisch angezogen. In der Realität sieht das so aus, dass ich laut „Stopp. Halt hier rechts an!“ brülle. Wir gehen hinein. Wieder very amerikanisch. Wir bestellen einen „Devils Tower“. Das ist nicht etwa ein Cocktail, sondern irgendwie ein essen mit Schinken und Ei und Käse und Brötchen mit einer Soße oben drauf. Der Hammer. Es ist süß und auch salzig und scharf. Eine Geschmacksexplosion. Ich habe sowas noch nie gegessen. Es ist schon wieder zum Heulen. Eine ältere sehr süße und faltige Dame kommt und fragt mich „More Coffee Ma’am?“ Verrückt! Wie im Fernsehen. Die kommen tatsächlich an den Tisch und füllen mit der Kaffeekanne Kaffee nach. Ma’am. Toll. Ich bin so gerührt, ich nicke nur. 


Weiter geht’s. Der Devils Tower ist ein Berg, der einfach einzigartig in der Landschaft steht. Der Legende nach sollen dort oben drauf X Mädchen vor einem Bären geflüchtet sein, der dann im Bestreben da hoch zu kommen dem Berg seine markanten Rillen mit den Pranken verpasst hat. Es ist ein National Monument und man kann recht nah zu ihm hoch fahren. Das Umrunden ist auch möglich, aber der sieht ja von allen Seiten gleich aus. Ganze Arbeit geleistet Bruder Petz. Ich will einen Zeitrafferfilm drehen, aber Mensch vereiteln dies. 


Wir fahren durch den Ort Gilette. Hier in Amerika scheint es im übrigen keine Helmpflicht für ZweiradfahrerInnen zu geben. Die cruisen mit ihren Harleys hier einfach so mit wehendem Haar herum. Vermutlich will man ihnen das Easy Rider Feeling nicht nehmen. Was weiß ich. So ein Easy Rider zeigt meinem Gatten dann auch den schönsten Stinkefinger der Welt mit einer derartigen Inbrunst, da dieser in seiner ihm eigenen Art an einer Kreuzung links abbiegt, dass der Rider in die Eisen muss. Ich finde den Stinkefinger durchaus berechtigt. Der Aushilfscowboy muss ja auch nicht den ganzen Verkehr lahm legen. Sind doch mehr PS unter der Haube als beim heimischen Zafira. Das Örtchen Buffalo ist von Antikläden und Second Hand Geschäften geprägt. Gerade als die Landfrauen anfangen einen Markt aufzubauen kommt ein Gewitter auf. Ich kaufe mir ein Blüschen in rot weiß winzig kariert. Hübsch. Wir entfliehen dem Wetter und entkommen nur knapp. Hinter uns ist richtig Ramba Zamba, vor uns strahlend blauer Himmel. Wir kommen in Sheridan an. Ein kleines Städtchen mit etwa 6000 EinwohnerInnen. Das Hotel liegt mitten auf der Mainstreet (Hauptstraße) und wird diesmal ausnahmsweise für zwei Nächte unsere Unterkunft sein. Hunger macht sich nach Bezug des Zimmers breit. Zwar an diesem Tag den Kalorienbedarf schon bei weitem überrissen, gehen wir zur Pizzeria „Domino’s“ Das sind wohl die, die bei uns den Joey’s Pizzabringdienst aufgekauft haben. Hier ist es auch ein Bringdienst, aber dem Gast steht auch ein Tisch zum dortigen Verbleib und Verzehr zur Verfügung. Wir bestellen eine… Name hab ich vergessen. Es ist für Menschen, die sich nicht gut entscheiden können nicht einfach einen Pizza zu bestellen. Welcher Boden, wie dick oder dünn, welche Soße, welcher Käse…? Wir bestellen irgendwas und bekommen ein Mörderding- also jeder eine. Sowas habe ich noch nicht gegessen. Auch der Fettanteil übertrifft alles bis heute da gewesene. Steakstreifen und weiße Soße und Pilze und Paprika und das Ganze dreidaumen dick. Also Daumen übereinanderdick. Dass das sehr lecker war, brauche ich nicht zu erwähnen. Auf dem Weg zu Domino’s hatte ich den Drang, Sheridan so richtig unsicher zu machen. Die sollten mich mal kennenlernen. Nach ein paar Slides der Pizza wollte ich nur noch liegen. Gott sei Dank ging mir das nicht alleine so. Also muss die Mint Bar in Sheridan bis morgen auf uns warten. Aber dann geht’s los! Die heutige Info in meiner Snapple Flasche: Wussten sie schon, dass Cherophobie die Angst vorm Glücklichsein bedeutet? Nein. Das ist mir nicht bekannt.

Jedes Zimmer ein anderes Tier und jedem das was er verdient. Das ist unsers 🙂

Süd Dakota

Ich nehme an, dass nun hinlänglich bekannt ist, dass wir früh aufzustehen. Ich werde künftig erwähnen, sollte es mal zu einem Ausschlafen kommen. Ich befürchte ja nicht, weil man als Reisende immer so viel zu tun, und zu wenig Zeit hat. Es gibt ein paar wenige Dinge, die im Urlaub genau so sein müssen wie zu Hause. Ein morgendlicher Kaffee zum Beispiel. Im Grunde bietet jedes Hotel einen Automaten auf dem Zimmer, in den man dann Kaffeepulver in Tüten, Kapseln oder sonst was überbrühen kann. Einzig die Qualität schwankt. Ist der Kaffee etwa mit einer 5 zu bewerten, ist das so wie keinen Kaffee gehabt. Der heute morgen war eine glatte 6. Setzen! Zunächst begutachte ich den Oberlippenbart. Das wird. Dann gehe ich auf die hintere Terrasse. Gestern Abend waren wir ob störenden Windes mal nach vorne auf die Terrasse gegangen. Das hatte auch schöne Perspektiven gegeben. Die Landschaft ist ja wirklich atemberaubend hier in den Badlands. Der ungenießbare Kaffee wird dann auch noch von drei Kindern gestört, die mit Steinen nach den süßen kleinen Kaninchen werfen. Da kommt dann gleich die Mutter angelaufen, aber nicht um zu sagen, dass wenn da noch ein Stein fliegt, es nie wieder Eis gibt bis zum Auszug aus der Famile, nein sie holt sie zum frühstücken ab. Keine Reglementierung. Die dürfen froh sein nicht mich als Mutter zu haben. Wir packen unsere sieben Sachen und fahren in die Badlands. Zunächst in die falsche Richtung. Schöne Gegend mit viel Prärie und Felsen und Wind.

  

Nach dem Verlassen des Nationalparks fahren wir nach Wall, ein Ort, der weltweit mit Kaffee für 5 Cent wirbt. Das touristische Highlight ist ein uralter Drugstore, in dem es schon im 19. Jahrhundert kostenfreies Eiswasser gab. Heute ist es völlig überlaufen und es gibt viel Kram. Mein Gatte kauft sich ein T-Shirt. Darauf abgebildet sind Ureinwohner Amerikas mit dem Spruch „Fighting Terrorism Since 1492“. Ich kaufe Magneten, für jeden Bundesstaat in dem wir waren einen. Die sind dort um die Hälfte günstiger als woanders. Mein Gatte kauft noch zwei glasierte und zwei nackte Donuts, die sich als böseste der Welt rausstellen. Wie viel Fett passt in ein Teilchen? Dann aber nichts wie weg aus dieser Touristenhölle. Ist man ja gar nicht mehr gewohnt nach so viel Einsamkeit auf den Highways. Bevor wir in die Black Hills fahren, um vier Präsidenten zu besuchen und einen Indianer, wird noch mal getankt. Dazu möchte ich ein paar Worte verlieren. Uns wurde erzählt, dass sich die Amerikaner am 4. Juli ähnlich wie an Thanksgiving gern gegenseitig besuchen. Im vergangenen Jahr wurde dies häufig mit dem Fleugzeug gemacht. In diesem Jahr fährt man wieder gerne Auto. Sprit ist wieder günstiger geworden. Es gibt hier nur sehr wenige Dieselfahrzeuge und der Diesel ist anders als bei uns teurer als Benzin. Man kauft hier Benzin nicht literweise, sondern gallonenweise ein. Eine Gallone sind 3,79 Liter und kostet 2.22$. Das macht 0,53€ pro Liter. Da kann man sich A) fette Karren leisten und B) weit und viel fahren. Das Autofahren ist hier wohl so eine Art Menschenrecht. Kaffee an der Tanke kaufen auch. 


Das ist ein kleiner Kaffee und der kostet 1.39$. Verrückt! Das ist 1.25€. Wir fahren weiter und kommen durch Keystone. Auch als ein tolles Örtchen angepriesen, aber auch viel zu voll. Wir kommen an einem Wachsfigurenkabinett vorbei. Weil wenig Autos vor der Tür und wegen des spannenden Themas kehren wir da ein. Amerikanische Präsidenten. Ganz toll gemacht. Große Momente der Geschichte mit tollen Figuren nachgestellt. Es beginnt mit dem augenblicklich im Amt befindlichen und geht bis Washington zurück. Das krasseste Bild war eine blutverschmierte Jackie Kennedy, die in der Air Force One kurz nach dem Mord an ihrem Mann an der Vereidigung des neuen Präsidenten Lyndon B. Johnson teilnimmt. Alles in allem ein schöner Ausflug. Weiter geht’s zum Mount Rushmoore Monument. Ich hatte da eigentlich keine großen Erwartungen. Es ist megavoll und der Parkplatz kostet 10$. Aber allen Vorbehalten zum Trotz, ist das Ding schon sehr imposant. Von links nach rechts Woody, Washington, Jefferson, Theodor Roosevelt, Lincoln.


Eine Rangerin informiert uns, dass um 18 Uhr ein Thunderstorm zu erwarten ist. Bis dahin müssen alle Schäfchen im Trockenen sein. Weiter geht’s zu Crazy Horse. Also das ist ja eine Geschichte, die ist ja nicht zu fassen. Das Mount Rushmoore Monument wurde im Jahre 1941 fertiggestellt. Die Ureinwohner fanden das alles überhaupt nicht witzig. Sie sahen ihren heiligen Berg entweiht. Kann man ja verstehen. Nun hatte sich seiner Zeit ein junger Mann namens Korczak Ziolkowski am Bau der Präsidenten beteiligt und war den Ureinwohnern ins Auge gefallen, da er irgendeinen Preis gewonnen hatte beim Bau einer Skulptur oder so ähnlich. Jedenfalls bat Stehender Bär den Korczak den ruhmhaften Crazy Horse aus einem Berg zu hauen. Dieser wiederum (im Jahre 1877 verstorben) war eine Art Kriegsheld, weil er die Schlacht gegen Custer am Little Bighorn gewonnen hat. Eine lange Geschichte. Jedenfalls fing dieser Korczak im Jahre 1946 an. Alleine! Er suchte sich mit Stehender Bär den richtigen Felsen aus, baute sich ein Zelt auf und bereitete alles vor. Das hat mal so ein jahr gedauert. Heute sieht man vom Ganzen schon den Kopf von Crazy Horse und dieser wird bei Fertigstellung alleine so groß sein, wie die vier Präsidenten ein paar Kilometer weiter. Korczak hat zunächst viele Jahre alleine an seinem Vorhaben gebastelt und seine Frau und später seine zehn Kinder mit ihm. Nichts ist unmöglich! Das Ganze wird ohne einen Cent des Staates finanziert und wird, wenn es gut läuft, in hundert Jahren fertig gestellt sein. Ich stehe fassungslos vor diesem unglaublichen Generationen übergreifenden Projekt. Ich habe noch nie etwas so unglaubliches gesehen.


Die Recherche zu diesem Monument lohnt sich! Das Herkommen allemal. Wir fahren voller Eindrücke nach Custer. Hier ist für heute Ende. Wir haben Hunger und es ist halb fünf. Als ich vor die Türe trete, sehe ich dunkle böse Wolken auf uns zukommen. Wir marschieren trotzdem los. Wir werden von einem Sandsturm überrascht und durchgepustet und flüchten uns in ein Restaurant. Trifft sich ja auch ganz gut. Es bricht ein derartiges Unwetter los, dass ich nur staunend aus dem Fenster Blicke. Das Licht flackert. Es dauert nicht lange und es ist vorbei. Auf dem Weg zum Hotel sehen wir das Ausmaß. Der Gatte holt noch eine Kleinigkeit ein und wird gefragt, ob er Elektriker sei. Er sagt:“No, I’m Socialworker“. Ein ganzer Straßenzug ist ohne Strom, das Wi-Fi im Hotel ausgefallen. Eine große Reklame mit einem Cowboy ist umgestürzt. Auf Nachfrage, ob die Gewitter hier immer so heftig ausfallen lautet die Antwort: „Ein mal im Jahr vielleicht“. Ne is klar. 


Dieses Bild 10 Minuten vor Weltuntergang. Nun ist wieder alles ruhig. Morgen wird ein langer Tag mit weiten Strecken- Ziel Sheridan. Und die Moral von der Geschicht, glaub der Rangerin nicht. Weltuntergang nicht um 18 Uhr sondern um 16.30 Uhr. Und nun… ab in die Haia.

By the Way (nebenbei)

Beim Lesen der fabrizierten Zeilen schlage ich mit unter die Hände überm Kopf zusammen. Buchstabendreher und Texterkennung bis zur Unkenntlichkeit tun ihr Übriges. 

Will sagen… ich bitte um Nachsicht, dass ich nicht immer alles korrigieren kann 

Danke für Ihr Verständnis!

Von Nebraska nach South Dakota

Ich fange erst mal mit dem jetzigen Moment an. Ich sitze um 6pm hinter unserem Cabin im Badlands Nationalpark auf der Terrasse. Es ist ein Traum. Wir sind gerade angekommen. Der Ausblick ist so.


Aber ich beginne von vorne. Heute ist Monat der 26. Juni. Wecker geht um 5.45am denn ich möchte früh beim Frühstück sein. Ich benötige dringend richtigen (!) Kaffee und das Hampton Inn bietet Breakfast ab 6. Diese Hotelkette ist ein Hilton-Ableger und so ist meine Hoffnug, dass es etwas leckeres gibt. Etwas was einen ein bisschen glücklich macht. Die Sache mit dem Eis überlasse ich meinem Gatten. Der Frühstücksraum ist gemütlich, der Kaffe eine Bombe. Es gibt sogar diesen tollen, aber wohl zu dosierenden Sirup mit Vanillegeschmack von Nestelé. Zu Hause beukotiert, hier so gut wie unmöglich. Im Raume sonst Menschen, denen dieses Land ihren neuen Chef zu verdanken hat. Es gibt Donuts und so Gebäcke mit Ei und Schinken drauf in warm. Alles gut. Bei der Routenplanung für den heutigen Tag habe ich die Monotonie in Bezug auf die Beschreibung eines Tages leider nicht miteinbezogen. Von Scottsbluff geht es zunächst zum Chimney Rock. Ein lustiger Berg aus Sandstein , der sich durch einfachen Dasein langsam selber abschafft. In den letzten Jahren hat er sehr an Metern eingebüßt.


Auch diese Sehenswürdigkeit hat ein Visitor Center und wir kehren ein. Der Chimney Rock hat wieder eine besondere Bedeutung in der Geschichte der Pioniere. Wer z.B. aus Missouri mit dem Planwagen hier angekommen war, wusste er hat ein Drittel geschafft. Die Umgebung des Monumets darf nicht betreten werden. Das liegt vor allem an den Rattlesnakes  (Klapperschlangen). Der Anzahl der Warnhinweise ist zu entnehmen, dass hier in der Woche mindestens 10 Leute an den giftigen Tieren sterben. Sogar in deutscher Sprache wird vor diesen Tieren gewarnt. Die machen mich so irre mit ihren Schildern, dass ich nur noch mitt Sch Sch Sch Geräuschen durch die Gegend gehe. Zurück im Auto mache ich mir eine Snapples auf. Sowas wie Neste nur leckerer und rarer, weil in D. Nicht zu bekommen. Natürlich Diet weil sonst zu böse. Wäre aber auch nicht aufgefallen bei all dem, was es hier leckeres gibt und was gegessen werden will. Im Deckel entdecke ich Infos. „Wussten Sie schon, dass Kangaroos nicht rückwärts gehen können? Nein. Das wusste ich nicht. Wo wir bei Kulinarischem sind. Es gibt eine Packung mit Dreierlei Inhalt. Cracker, Schinken, Käse. Die kann man dann übereinander stapeln und weghauen. Köstlich. Kosten bei Walmart einen Dollar. habe gleich ein paar davon gestoppt. Es geht weiter. Ein paar Meilen weiter liegt Alliance und eine besondere Sehenswürdigkeit. Carhenge. 


Ein Kunstwerk in der Natur, bei dem Autos nett drapiert in der Gegend stehen. Sehr nice anzusehen. Was die Geschichte dazu angeht müssen Sie den Gatten fragen. Der liest sich immer alles durch und liefert die Geschichten. Ich habe behalten, dass das Ganze 30 Jahre alt ist. Ab jetzt könnten die Erzählungen etwas eintönig erscheinen. Ich habe eine Route nach South Dakota ausgesucht, die ein stundenlanges Fahren auf schnurgeraden Straßen beinhaltet. Keine Orte, keine Tanke, keine Menschen- nichts! Allenfalls ein paar Rinder. Beim Aussteigen und lauschen hört man Muhen und Wind sonst nichts. Die Sandhills in Nebraska bieten eine Art Hügellandschaft, die teilweise landwirtschaftlich genutzt wird. Man nennt Nebraska auch den Maisschälerstaat. Ob das nett gemeint ist weiß ich nicht. Bevor es Stunden gen Norden geht, wagen wir uns in Hyannis in eine Lokalität. Das ist das pure Amerika. 


Wir bestellen eine kleine Mahlzeit. Mein gatte zwei Pancakes, die etwas so groß wie eine Untertasse sind und daumendick. Dazu, ich habe es bis jetzt nicht verstanden, separat warmen Ahornsirup und eine Scheibe Kassler etwa einen halben Zentimeter dick. Ich hatte Pommes, Wrap und Bier. Die Kellnerin, die die leeren Teller abholte fragt wo wir herkommen. Deutschland. Sie ruft in die Küche „I’m right“. Haben die da Wetten abgeschlossen oder was? Und woran bitte haben die das erkannt. Ich hoffe an der Sprache. Eine andere sehr junge Kellnerin spricht uns ebenfalls an. Wo wir denn her kommen aus Deutschland. Sie ist ganz excited. Es stellt sich heraus, dass sie eigentlich aus San Diego stammt und mit vier Jahren dort weggezogen ist, nach Hyannis eben und dass sie noch nie einen Deutschen getroffen hat. Ja will die mich veräppeln oder was? Sie berichtet jemand aus ihrer Schule sei mal in Deutschland gewesen und das findet sie ganz toll. Ich sage „Nö, Nebraska is toll.“ Wir verlassen Hyannis und begeben uns nun für Stunden in Richtung Norden. Ziel: die Badlands in Süd Dakota. Es gibt wenig und viel zu sehen. In Bayard zum Beispiel leben 1196 Menschen und folgende Kirchen gibt es dort:

Crazy! Weiter geht’s. Wir sind in einem Ort an einer Schule für, sagen wir mal, Telefonmastenangelegenheiten vorbei gekommen. Haben extra gewendet, um die Jungs zu fotografieren. Das soll hier honoriert werden. Ist ja auch schlicßlich ein anspruchsvoller Job.


Mancherorts „zieren“ große Schilder den Starßenrand. Es wird dort für Unterstützung geworben,  wenn man zum Beispiel vor hat sich das Leben zu nehmen oder ein ungewolltes Kind abtreiben zu lassen. Also so schlimm finde ich es hier nun auch wieder nicht. Aber man weiß ja auch nicht wie die Winter so sind. What ever. Fest steht, ich habe noch nie so viel Weite und nichts gesehen. Es war wundervoll. Bleibt mir noch zu sagen, dass es in den kommenden Tagen und Wochen zwei wirklich sehr große Events in den USA gibt A9 4.  Juli der Independence Day und B) die absolute Sonnenfinsternis am 21. August. Die werden wir nicht mitbekommen. Leider! Morgen wird ein aufregender Tag! So viel kann ich verraten. Da ist Musik drin. Ich schließe mit dem kleinen possierlichen Tierchen, dass mich die ganze Zeit beäugt und wünsche eine. gute Nacht oder einen schönen Tag- ich steige da immer nicht so durch.

Nebraska

Guten Moregn D. Es ist 6.28am und ich sitze frisch gebügelt und gestriegelt im Frühstücksraum des Hampton Inn in Nebraska. Bericht des gestrigen Tages. Nach dem Erwachen um 6.00am, durchfuhr es meinen Gatten. Er besteht auf seinen Urlaubsbart. Aber nicht irgendeinen Urlaubsbart. Nein. Es muss ein Oberlippenbart sein. Ich rolle die Augen, nicke müde und sanft und denke: Danke, dass zwischen den Menschen die ich kenne und uns mehrere tausend Meilen liegen. Ich stimme dem zu unter der Voraussetzung, dass es eine Dokumentation darüber gibt. Es wird mürrisch eingewilligt. Na wenn schon Oberlippenbart dann auch richtig. Allerdings muss ich sagen, dass es Männer gibt, denen ein solcher Herrenschmuck im Gesichte besser steht- Freddy Mercury zum Beispiel. Also ich werde dann berichten. Das Frühstück kommt einer Körperverletzung gleich. Ich bin wirklich nicht anspruchsvoll, dass wird jeder und jede gern bestätigen, aber das ist hart! Nur einen stört das nicht. Den Gatten. Fröhlich die fettigsten Würste der Welt reingepfiffen und mehrfaches schlabberiges Ei Käse Gemisch verschlungen. Während dieses zweifelhaften Vergnügens fällt ihm dann auch der Titel für seinen neuen Countrysong ein: My Love for you is like a Continental Breakfast. Ich will mir einen Bagel mit der Zange greifen, aber als dieser so garnicht nachgeben will lasse ich ihn liegen. Es ist ja auch Sonntag. Muss von gestern oder vorgestern sein das Biest. Ich schreibe Blog. Das sieht ungefähr, je nach Ort, so aus.


Der Mann packt das Auto. Die wunderbare Styroporkiste muss mit Eis befüllt werden. Das Prinzip ist einfach- Tüte unter den riesigen Automaten halten und auf einen Knopf drücken. Kurzer Ausflug: Wenn man bei Walmart einkaufen geht, steht neben der Kassiererin ein Rondell an dem rings herum Tüten aufgespannt sind. In diese wirft sie dann sämtliche Ware, je zwei in eine Tüte. Die Tüten sind nicht sehr groß und scheinen aus Löschpapier zu bestehen, sind also sehr dünn. Geht man nun mit einem mittelmäßig großen Einkauf aus dem Laden, können da schon mal acht Tüten zusammenkommen. Das Thema Müll werde ich jetzt nicht weiter vertiefen. Zurück zu den Tüten. DIESE benötige ich also ineinandergesteckt für das Eis. Es ist schwieriger als wenn man denkt die Eiswürfel in die nachgiebigen Tüten zu bekommen. Nach kurzen gescheiterten Versuchen gucke ich den Gang entlang- ich bin allein. Tüten mit beiden Händen unter die Ausschüttung gehalten und mit der großen Denkerinnenstirn die Taste gedrückt. Das muss besser gehen- darüber muss ich noch mal nachdenken. Morgen lasse ich das den Gatten machen. Der Ort Cheyenne ist sehr schön- very amerikanisch. Irgendwie ist hier ja aller very amerikanisch, aber das kann ganz unterschiedlich ausfallen. Cruisen durch Cheyenne. Ein Museum entdeckt „Cowgirls“, ein Museum, das sich mit der Rolle der Frauen in der Vergangenheit befasst. Wir werden heute entlang einer Bahnstrecke (ohne Personenbeförderung ) fahren. Dies prägt das Bild der Gegend.


Die Züge sind so lang, dass ich es nicht schaffe ihre Anhänger zu zählen. Habs mal gefilmt- braucht 3.21 Minuten bis er durch ist. Laaang und voller Kohle. Kohle, Kohle, Kohle. Make America Great Again. Läuft bei denen. Diese Züge Hupen gar grauslich beim Passieren von Straßen. Schranken gibt es, aber die werden nicht benutzt. Das kann daran liegen, dass sich das für die 1,6 Millionen Einwohner Nebraskas nicht lohnt. Da wohnen ja nur 9 People auf einem Quadratkilometer (im Vergleich bei uns 230). Und da das da alles so flach ist, können die neun Leute den Zug ja auch von Weiten schon sehen. Wir sind also los und haben uns noch ein paar Meilen den schönen Bundesstaat Wyoming ansehen dürfen. Einer meiner Favorites wenn sie mich fragen. Ewig nichts. Hin und wieder eine Farm. Ein Windrad mit ein paar müde dümpelnden Rindern drum rum. Sonst nichts! Wolken vielleicht noch. Die Orte sind klein und menschenleer. Einwohner (Pop) zwischen 261 und 658. In manchen halten wir an, um uns das mal genauer anzusehen. Man kommt sich vor wie in einem Film, in dem ein Virus die Erde von den Menschen erlöst hat und man selber ist immun. Dass dem nicht so ist, beweist ein wundervoller Geruch vom Grillen irgendwelchem Grillguts. Schnell weg, sonst bleibe ich für immer. Weiter geht’s. Eine Windhose gesehen. In Wyoming war das letzte Ziel einen Cache zu machen. Dieser lag auf dem Dwyer Cemetery. Wunderschön und mal ganz anders. Von Pionieren gemacht. 


Gleich hinter der Grenze zu Nebraska noch einen Cache gemacht. Unser Etappenziel heute ist Scottsbluff. Die gesamte Gegend ist von der Geschichte der langen Tracks von Osten nach Westen und der Besiedelung des Landes geprägt. Der Geschichte, in der die Ureinwohner den Kürzeren gezogen haben, was meiner Meinung nach nicht genug Beachtung findet. Wir wagen uns heute auf die Spuren des Oregon Trails. Wir besuchen einen Ort, an dem sich die Wagenräder über Jahrzehnte tief in das Gestein gegraben haben. Ich hatte mit ein paar Kratzern gerechnet und fand dies.


Tiefe Rinnen im Gestein, gegraben von zig Planwagen. Viele Menschen sind auf diesen Völkerwanderungen gestorben. Die Reise im 19 Jahrhundert war mit 3500 Kilometern sehr beschwerlich. Ab 1869 wurde diese unsägliche Planwagenfahrerei dann von der Eisenbahn abgelöst. Im Jahre 1835 sind 35.000 Menschen, alles Europäer, mit Planwagen durch diese Furchen gefahren. Und das über Jahrzehnte hinweg. Nächster Stopp das Register Cliff. Ein großer Felsen, in dem sich die Siedler verewigt haben. Sie kratzten ihre Namen in den weichen Sandstein. Auch Pelzhändler im 18. Jahrhundert und noch viel früher Ureinwohner haben sich dort verewigt. Rund 700 alte Einträge sind noch erhalten. Die anderen dort zu findenden sind von Nancy 2011 oder Brian 1981. Tja. Über die wird in ein paar hundert Jahren auch jemand staunen. Ich selber wäre allerdings nicht auf die Idee gekommen dort rumzuritzen. 


Wir fahren weiter zum National Monument Scottsbluff- eine Gesteinsformation, die einfach aus dem Boden ragt. Ein Fellfutzi, der sich im Jahre 1828 in der Gegend verletzt hatte, wurde von seinen Kumpels dort zurückgelassen. Traurige Geschichte. Sie nannten den Ort, den sie hinter sich ließen Scott und nach den Klippen Bluff. Man kann mit dem Auto dort hoch fahren und die Aussicht tief in das Land genießen. In der Ferne kann man den Chimney Rock sehen, der Morgen auf unserer Reise dran ist. Ansonsten sieht es etwas aus wie die Aussicht vom Pfälzer Wald in die Ebene nur ohne Kirchen. Im Visitor Center haben wir uns einen Film über den Oregon Trail und die Gegend angesehen. Sehr schön gemacht. Besuche in Visitor Centern (Centers, Centren) lohnen sich immer. Alles ist sehr liebevoll gemacht. So erfährt man zum Beispiel, dass eine Frau Namen habe ich leider vergessen) unter einem Wagenrad begraben am Oregon Trail liegt. Sie ist das Monument für alle verstorbenen Frauen dieser Zeit. Die Cholere hat sie gerafft wie viele andere auch. Über Frauen wird wenig berichtet. Es gibt zwar Tagebücher, aber die Rolle der Frau bleibt wohl unterschätzt. Wer will aber auf solchen Reisen A) Kinder versorgen und B) kriegen? Harter Job! 


Dies ist nur ein Bruchteil des Ganzen, aber ich wollte den Planwagen mit drauf haben. Unsere Reise führt uns nun nach Scottsbluff. Im Grunde keine Reise wert. Das ist auch mal ganz schön, dann hat man abends nicht den Druck unbedingt noch mal los zu müssen. Wir checken ein und stellen mit Begeisterung das Vorhandensein einer Microwave (Mikrowelle) fest. Tirili- ab zu Walmart. Um die Öffnungszeiten muss man sich da keine Sorgen machen 24/7. Wir kaufen Kekse für die Fahrt und Chips und Microwavefood. Und Bier. Blue Moon in Flaschen. Ich bin begeistert. An der Kasse wo die tausend Tüten warten sagt die Verkäuferin so was wie: „Ich darf das Bier nicht berühren. Stellen Sie es bitte hinten auf das Band.“ Gesagt getan. Um es dann abzurechnen kommt eine andere Frau, die das 21. Lebensjahr deutlich überschritten hat und somit autorisiert ist das Bier zu berühren. Die haben Sorgen. Bier nicht anfassen dürfen. Da lachen ja die Hühner. Das Microwavemenu ist ein Grenzerfahrung. Wir rütern noch ein bisschen rum, wobei mir mein Gatte die Wollhandschuhe zeigt die er mitgenommen hat. Ich bin gespannt, ob er die noch brauchen wird. Ich gehe schlafen. Der Gatte geht im hauseigenen Schwimmbad planschen. Gute Nacht America.

Ab in die Rockys

Wir schreiben Freitag. Um 5.30 Uhr sind wir hellwach und gefährlich. Trifft sich gut, dann kommen wir früh los. Heute führt uns der Weg von Denver in den Rocky Mountains Nationalpark und wieder zurück auf die Interstate 25, die wir in Richtung Norden fahren entlang des krassen Bergzuges. Auf der Interstate 25 in Richtung Norden nach Cheyenne. In der Lobbay den schon abgebildetes Kaffee getrunken und ab ins Auto. Ich musste erst mal aller ein bisschen herrichten. Jeder Handgriff muss sitzen wenn man tausende Meilen auf dem Beifahrerstitz eines Autos verbringt. Die Rückbank ist in zwei Teile aufgeteilt. Der Raum hinter dem Fahrer gehört dem Fahrer und der hinter der Beifahrerin mir. Jeder ist für die Ordnung selber zuständig. So die Theorie. Wir fahren Richtung Boulder, berühmt durch die University of Colorado. Da wollten wir eigentlich einen Stop einlegen, haben uns aber dagegen entschieden. Beim Durchfahren hatte ich es schon bereut. Wunderschön dort, aber morgens vor neun Uhr ist da auch nicht soo viel los. Der Weg führte uns Dan den Flat Irons vorbei- ein schöner Gebirgszug.


Über den Estes Park kommt man dann in den Rocky Mountains NP. Eine Krise brach los, weil ich den Annual Pass, also die Eintrittskarte für alle Nationalparks der USA, nicht finden konnte. Sämtliche Unterlagen auf Reisen werden in einer Mappe von A nach B bewegt. Da ist alles drin. Alles! Nur den Annual Pass finde ich nicht. Auto auf links gedreht. Dann fand ihn der Gatte auf Seite 9 meines Reisepasses. War da wohl so reingerutscht. Wir passieren früh und mit wenigen Mitreisenden den Eingang. Natürlich nicht ohne ein Bild zu machen.


In der Hörzu der 80er Jahre gab es auf der letzten Seite immer ein Suchbild. Eine kleine Maus war in einem Bild versteckt. Was oder wer versteckt sich auf diesem Bild? Natürgemäß windet sich die Straße durch die Berge und Schluchten. Unser Ziel ist das Alpin Visitor Center. Die Straße dorthin ist die einige so weit nach oben führende asphaltierte Bergstraße der USA. Sehr komfortabel. Wir halten immer mal an und sehen uns das atemberaubende Ranopama an. Atemberaubend in doppelter Bedeutung, denn die Luft wird immer dünner. Zeit für ein Bild mit meiner neuen 360 Grad Kamera. Ich schraube sie auf das eigens für sie angeschaffte Stativ und drapiere sie in die Landschaft. Beim zurückgehen zum Auto, wo ich sie auslösen will, höre ich ein hässliches Geräusch. Ich hatte die Rechnung ohne den Wind gemacht. Sie ist schlicht um, und auf eine ihrer Linsen auf den so hoch führenden Asphalt gefallen. Mich durchfahren unterschiedlich heftige Emotionen, auf die ich hier aus Rücksicht auf den Leser und die Leserin nicht weiter eingehen möchte. Schaden? Ein übler Kratzer, den man natürlich auf den Bilder sieht, aber ansonsten nicht weiter beschädigt. Ich möchte nicht weiter darüber reden. Langsam kommen wir höher als die Baumgrenze es hergibt und die Berge verwandeln sich in eine Tundra wie man sie sonst in der Arktis oder Kanada findet. 

 

Kühler ist es geworden und Schnee liegt auch noch und schmilzt vor sich hin. Am Visitor Center angekommen ist es wahnsinnig voll und wir entscheiden wieder zurück zu fahren. Eigentlich gibt es einen Rundweg, aber ein Teil davon ist erst ab Juli wegen des Schnees wieder befahrbar. Ich ringe nach Luft hier oben. Wir sind auf  3.595 Metern Höhe. Auf dem Rückweg erschließen sich wieder ganz andere Perspektiven. Wirklich bewegend. Wir haben noch nichts gefrühstückt und legen in Hidden Valley ein Picknick ein. Ich habe durch Blogs anderer und einschlägigen Gruppen bei Facebook durchschlagende Erweiterungen des Equipments vorgenommen. Zum einen reise ich jetzt immer mit solchen Bags im Koffer. Das sind 6 Taschen unterschiedlicher Größe, in die Frau ihre Kleidung thematisch sortiert einpacken kann. Öffne ich also meinen Koffer, finde ich mit einem Griff alle Unterwäsche in einer Bag und alle T-Shirts in einem anderen. Nichts fliegt mehr rum. Das ist eine große Erleichterung, wenn man vier Wochen aus dem Koffer leben will. Diese verleihe ich auch gerne wie den schönen neuen 110Volt Fön. Die zweite große Sache ist der Kauf einer Syroporkiste mit Deckel. Erhältlich für ein paar Dollar bei z.B. Walmart. In jedem Hotel gibt es kostenlos einen riesigen und extrem lärmenden Eiswürfelspender. Ich möchte nie ein Zimmer daneben beziehen müssen. Also Eis in die Kiste und alles rein. Bier zum Beispiel. Ja oder Wurst und Cheddarkäse. Diese fährt im Kofferraum zwischen den Koffern mit und abends ist immer noch Eis drin. Toll. Wir reisen nun in Richtung Norden. Die Landschaft verändert sich wieder und es wird flach. Wunderschöne Gegend mit Wolken. Ein bisschen wie auf Gemälden von Worpswede. 


Amerikanische Straßen wie ich sie mir vorstelle. Auf dem Weg nach Cheyenne machen wir drei Stopps unterschiedlichster Colleur. Colorado Cherry Company: Ein derart schräger Laden! Es gibt Cherry Cider und Jellykrams. Es läuft Musik mit einer Mischung aus Polka/, ein bisschen wie Piratenradio in Holland. Lauter schräge Verkäuferinnen. Ich kaufe, warum auch immer, ein Glas Mixed-Pickles für 7.80$. Ich habe es noch nicht probiert. Der Gatte kauft ein Getränk. Rasperry Cider. Mir wird von dem Geruch übel. Weiter gehts. Nächster Halt God’s Country Cowboy Church. In Amerika kann jeder eine Kirche für alles finden. In der Halle, die als Kirche dient ist Flohmarkt. Ich finde nichts.

 

Dritter Stopp Rocky Mountains Antiques. Ganz wundervoll. Riesiger Laden voller Pröddel. Krass auch die alten Pokerchips mit Hakenkreuzen drauf. Verrückt, was es alles gibt. Ansonsten schöne Dinge, alle irgendwie erschwinglich. Ich finde eine Kiste mit alten Fotos. Ich sammle alte Bilder auf denen Hunde drauf sind. Sehe ich eine Kiste mit alten Fotos bekomme ich so eine Art Fieber und muss jedes einzelne Bild ansehen. Zum Thema Ansehen: Meine Weitsichtigkeit hat sich in den vergangenen Monaten extrem Verschlechtert! Ohne Brille is ganz schlecht. Eine derartige Sehhilfe hatte ich nicht mit. Ich finde zwei wunderschöne Fotos in samt der Berge, gehe zur Kasse- 6.50$ die ich gerne bezahle. Der alte, beleibte Mann mit der Rautenförmigen Nickelbrille erzählt mir noch etwas von dem Mann, der auf dem einen Foto abgebildet ist. Das wunderte mich. Draußen dann die Frage meines Gatten:“Warum kaufst du denn diesen Druck? Das ist doch gar kein Foto.“ Er hat’s gesehen, ich nicht. Auf die Frage, warum er mir das nicht früher gesagt hat, folgte Gelächter. In Cheyenne angekommen, beziehen wir zunächst das Hotel „The Plains“. Es ist sehr alt und wunderschön.


Zimmer 529, fünfter Stock. Ich verstehe es nicht und nehme es sportlich. Meine Aufregung steigert sich. Endlich geht es zum Shoppen! Mein Lieblings Country und Western Bekleidungsgeschäft Boot Barn direkt gegenüber vom Hotel. Der Laden hat bis 20 Uhr auf- das soll reichen. Ich kaufe einen schwarzen Cowboshut aus Filz- Check, ein paar schwarze neue Cowboysteifel- Check und ein Hutband ohne Glitzer. Der Gatte ein schönes Hemd und einen langersehnten Hut. Ich bin glücklich, behalte die Säue Quellen Stiefel gleich an und nun geht’s zum Essen. Nach kurzer Recherche ins The Albany eingekehrt. Beste Entscheidung ever. Ein Blue Moon, White Belgian Ale mit Orangenscheibe und einen der besten Burritos der Welt bestellt. Glücklich, satt und müde sofort eingepennt.